11. Juni 2025

120 Jahre Deutsche Fußball-Meisterschaft – Union 92 triumphierte 1905 in Köln!

Am 11. Juni 1905 errang der Berliner Verein BTuFC Union 92 mit einem 2:0-Sieg (Halbzeitstand: 1:0) gegen den Karlsruher FV im Weidenpescher Park in Köln die Deutsche Fußballmeisterschaft – ein historisches Ereignis, das sich 2025 zum 120. Mal jährt.

Unsere heutige Sportliche Vereinigung Blau-Weiß 1890 entstand aus der Fusion zweier traditionsreicher Vereine: BTuFC Vorwärts 1890 und eben jenem BTuFC Union 92 – beide Gründungsmitglieder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Jahr 1900. Im Juli 1927 schlossen sie sich zur Sp.Vg. Blau-Weiß 1890 zusammen.

Im Jahr 1905 sicherte sich Union 92 vor dem BFC Preußen und BFC Viktoria 89 die Berlin-Brandenburgische Meisterschaft und qualifizierte sich damit für die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Diese wurde erstmals 1903 ausgespielt – mit dem VfB Leipzig als Sieger. 1904 gab es hingegen keinen offiziellen Meister, da alle Spiele nach einem Einspruch annulliert wurden – sie hatten nicht auf neutralem Platz stattgefunden, wie es die DFB-Statuten verlangten.

Der Weg ins Finale 1905
In der Ausscheidungsrunde besiegten die Blau-Weißen im Viertelfinale Eintracht Braunschweig nach einem 0:1-Halbzeitrückstand noch mit 4:1 – gespielt wurde auf dem Platz von Viktoria 96 Magdeburg. Am 4. Juni 1905 folgte ein beeindruckender 5:2-Erfolg über den Dresdner SC im Halbfinale in Leipzig. Damit war das Finale im Weidenpescher Park erreicht.

Reisebedingungen und Organisation
Die Mannschaft reiste in der vierten Klasse mit Holzbänken ab dem Anhalter Bahnhof nach Köln – elf Spieler und ein Begleiter, der sich während des Spiels um die Getränke kümmerte. Trainer? Fehlanzeige – Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht üblich. Auch Auswechslungen waren damals nicht erlaubt. Vom DFB erhielt jeder Spieler 15 Reichsmark für Unterkunft und Verpflegung in Köln – zusätzlich wurde im Anschluss an das Spiel ein Bankett für beide Finalisten ausgerichtet, auf Kosten des Verbandes.

Das Finale
Vor 3.500 Zuschauern, darunter viele lautstark mitfiebernde holländische Fans („Hepp, hepp, Karlsruhe!“), ließ sich das Berliner Team nicht beeindrucken. Durch Treffer von Wagenseil (10. Minute) und Herzog (50. Minute) bezwangen die Unioner die favorisierten Badener mit 2:0. Der DFB-Siegerpokal „Viktoria“ ging damit erstmals nach Berlin. Ein wertvolles Erinnerungsstück aus jener Zeit befindet sich noch heute im Besitz unseres Vereins: Der Original-Wimpel mit der Aufschrift „DFB Deutscher Meister 1905“ – ein stolzes Symbol für den frühen Erfolg unseres Traditionsvereins.

Die Meistermannschaft
An den Endrundenspielen zur Deutschen Meisterschaft 1905 nahmen folgende Spieler teil: Torhüter: Willy Krüger, Paul Eichelmann / Spieler: Alex Bock, Otto Kähne, Kurt Heinrich (Kapitän), Felix Jurga, Max Reinecke, Reinhard Thiel, Paul Herzog, Reinhold Bock, Willy Pisara, Otto Fröde, Alfred Wagenseil / Begleiter & Mitbegründer Unions: Richard Girulatis – später der erste offiziell eingesetzte Fußball-Lehrer des DFB, beteiligt am ersten DFB-Lehrfilm und Autor eines Fußball-Lehrbuchs für Trainer. Girulatis wurde der erste Ehrenpräsident der Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin. Seine Ehrenurkunde und ein Porträt sind heute in unseren Vereinsräumen ausgestellt.

Die Zeit danach
Als Titelverteidiger war Union 92 im Folgejahr automatisch für die Endrunde 1906 qualifiziert, scheiterte jedoch im Halbfinale mit 0:4 am 1. FC Pforzheim. Dieser unterlag später dem VfB Leipzig mit 1:2. Bis zur Fusion mit Vorwärts 90 im Sommer 1927 konnte sich Union 92 nicht mehr für eine Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Doch der Erfolg von 1905 setzte wichtige Impulse: Bereits 1907 pachtete man ein eigenes Vereinsgelände, das 1923 sogar gekauft wurde. Aus dem Union-Sportplatz wurde nach dem Zusammenschluss der heutige Blau-Weiß-Sportplatz an der Rathausstraße in Berlin-Mariendorf – einer der ältesten noch existierenden Fußballplätze Deutschlands.

Hier fand übrigens im April 1911 ein offizielles Länderspiel gegen eine englische Auswahl statt – das Spiel endete vor über 10.000 Zuschauern mit 2:2.

Mehr erfahren?
Diese und viele weitere Geschichten finden sich im Buch „Heja Blau-Weiß!“ – Der einzigartige Verein aus Berlin-Mariendorf, erschienen im Herbst 2024.

Zudem gibt es zur neuen Verbandsliga-Saison 2025/26 bei Heimspielen der 1. Mannschaft exklusive (und kostenlose) Platzführungen mit spannenden Anekdoten über Vorwärts 90, Union 92 und Blau-Weiß – jeweils 45 Minuten vor Spielbeginn am Kassenhäuschen.

Wir werden hierzu vor dem Beginn der neuen Saison noch gesondert informieren.